Oberstufenzentrum Telli, Aarau
Von der Gartenstadt zur spätmodernen Siedlung und zurück
Die Stadt Aarau plant bei der heutigen Leichtathletikanlage Telli ein neues Oberstufenzentrum. Dieses soll neuen Schulraum für die wachsende Schüler/-innenzahl bieten und bestehende Oberstufenstandorte etappenweise ersetzen. Auf dem Areal ist eine Schulanlage mit bis zu 66 Abteilungen, verteilt auf 11 Unterrichtscluster, vorgesehen. So sollen bis zu 1400 Schüler/-innen in Zukunft im grössten Schulzentrum des Kantons unterrichtet werden. Ergänzt wird das Zentrum mit Räumen für Fachunterricht, Sporthallen, Schuladministration, einem Zentrumsbereich und Aussenräume.
Der Standort auf dem Telli Areal bei Aarau ist geprägt durch einen heterogenen Kontext und Bauten in verschiedenen Massstäben. Auf der Leichtathletikanlage treffen diese unterschiedlichen Grössenordnungen unmittelbar aufeinander. Markantestes Element auf dem Telli Areal ist die Grosswohnsiedlung Telli* (2500 Einwohner), sie gilt als «modellhafte Umsetzung spätmoderner Postulate des Städtebaus». Die vier markanten Gebäudezeilen mit parkähnlichen Zwischenräumen verschränken sich mit der umliegenden Landschaft. Zum Siedlungsensemble Telli gehören weiter das Einkaufszentrum Telli, als sperriger Sockelbau ausgebildet, und das Telli-Hochhaus, mit einer Höhe von 85 m, das höchste Haus im Kanton Aargau. Der westliche Teil des Telli-Quartiers ist im Stil einer Gartenstadt konzipiert, geprägt durch Einfamilien- und Reihenhäusern. Entlang der beiden östlichen Ausfallachsen reihen sich ebenfalls viele kleine, private Gewerbe- und Wohnhäuser auf. Es gilt also eine typologische Antwort zu finden, wie sich das grösste Schulraumangebot des Kantons Aargaus in diesen heterogenen Kontext einpassen kann.
* Entwurf: Kast und Marti, Gestaltungswettbewerb 1969
Drei pavillonartige Häuser um eine grüne Mitte
Die Pavillonschule ist ein Schulbautyp, der sich aus dem «Neuen Bauen» um die späten zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts entwickelt hat und zu einem festen Bestandteil der pädagogischen Architektur geworden ist. Die Pavillonschule zeichnet sich zudem durch eine enge räumliche Beziehung mit dem Aussenraum aus. Schule und Garten werden zusammen konzipiert. Sie steht also klar für die Abkehr von repräsentativem Monumentalbau der Gründerzeit und für die Umsetzung reformerischer Ansätze beim Schulbau.
Ähnlich den Prinzipien der Gartenstadt soll zwischen gebautem und unbebautem Raum ein intensiver Austausch möglich sein und ein menschlicher Massstab eingeführt werden.
Das neue Oberstufenzentrum verteilt sich auf drei unterschiedliche, pavillonartige Bauten. Schulhaus, Sporthallenbau und das Publikumsgebäude gruppieren sich entlang der Erschliessungstrassen um eine freie, grosszügige Mitte. Alle Häuser sind von der Mitte heraus erschlossen, so dass sich eine intensive Agenda mit dem zentralen Parkraum anbietet. Die einzelnen Bauten unterscheiden sich in ihren äusseren Dimensionen, in ihren Höhenentwicklungen und in ihren spezifischen Nutzungen. So entsteht ein einfaches städtebauliches Dispositiv mit gut identifizierbaren, eigenständigen Bauten unterschiedlicher Aufgaben. Allen Bauten gemeinsam ist der starke Bezug zum Aussenraum und zum zentralen Parkraum sowie eine materielle und architektonische Verwandtschaft.
Äussere Feingliedrigkeit und konstruktive Architektur
Schulhaus, Publikumsgebäude und Sporthallenbau werden als Holzkonstruktion mit Holz-Beton-Hybrid-Decken konzipiert. Struktur und Rhythmus prägen die architektonische Anmutung der einzelnen Bauten. Die konstruktive Logik leitet sich, ähnlich wie die räumliche Ordnung, von den Fügungsprinzipen konstruktiver Bauten ab. Technikarme und Material effiziente Konstruktionen stehen im Vordergrund. Die architektonischen Elemente bleiben sichtbar und stärken somit die Autonomie der einzelnen Elemente als Teil des Ganzen. Es entsteht ein räumlicher und atmosphärischer Reichtum, der sich von der üblichen Glattheit absetzt und seine Identität aus einer die Konstruktion betonenden Anmut erlangt.
Beim Entwurf der Tragwerkstypologien standen die Symbiose von Architektur und Konstruktion sowie Nachhaltigkeit im Vordergrund. Die Tragwerke wurden entsprechend präzise auf die Gebäude und deren Nutzung entwickelt und abgestimmt. Die stringent und logisch aufgebauten Strukturen ermöglichen den spezifischen Einsatz der jeweils optimalen Baumaterialien mit einem minimalen Materialverbrauch. Die Tragwerke sind dabei robust, wirtschaftlich und in höchsten Grade nutzungsflexibel.
Oberstufenzentrum Telli, Aarau
Tellistrasse 80
Aarau
Switzerland
Structural engineering: Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG, Zürich
HVAC: Eberle Engineering AG, Zürich
Plumbing engineering: Kannewischer Bern AG, Bern
Electrical engineering: pbp ag engineering, Zürich
Building Physics: Durable Planung und Beratung GmbH, Zürich
Landscape Architect: Neuland ArchitekturLandschaft GmbH, Zürich
Sustainability: Durable Planung und Beratung GmbH, Zürich
Fire Protection: Gruner AG, Zürich