Das ist unser Haus!
Was Springer kann, kann die taz schon lange: Die Tageszeitung will sich am Südende der Friedrichstraße ein Haus bauen – mit Fördergeldern des Landes und mit Hilfe ihrer Genossinnen und Genossen.
Die taz, 1978 in den Wirren der West-Berliner Inselrevolution gegründet, investiert jetzt in Immobilien. Nicht im großmaßstäblichen Betongoldrausch, sondern für die eigene „Altersvorsorge“ und für ein Dach über dem Kopf. Der bisherige Sitz, ein Gründerzeithaus und ein gläserner Neubau (Gerhard Spangenberg) an der Rudi-Dutschke-Straße wird den 250 Mitarbeitern zu eng. Sie planen einen Umzug, 450 Meter weiter in die Friedrichstraße, hinter der von Libeskind für das Jüdische Museum umgebauten Blumengroßmarkthalle. „Wie viele möchte auch die taz bleiben und sich nicht aus dem Zeitungsviertel drängen lassen“, begründet das linke Medium den Schritt. Dabei handelt die Verlagsgenossenschaft mit knapp 14.000 Mitgliedern weniger aus der Not eines Gentrifizierungsopfers, als in der Gunst der Stunde und will sich als Teil eines neuen „Kreativquartiers“ (Heft 16.2013) in der südlichen Friedrichstadt eine festbetonierte Zukunft sichern. Die alten Redaktionsbauten – noch kurz vor Mauerfall preiswert erworben – sollen fortan Mieteinnahmen bringen, wobei sich die Frage stellt, welcher Nachnutzer den Humor oder die passende Firma besitzt, um sich hinter einer Fassade mit einem fünf Geschosse langen Penis-Relief einzurichten.
2011 wurden die Flächen um die Markthalle vom Berliner Liegenschaftsfonds unter dem Titel „Check-point Art“ veräußert. Die Vergabe erfolgte auf Drängen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, einer Lokalinitiative und ortsansässigen Unternehmen nicht an den Meistbietenden, sondern nutzungsorientiert im Sinne eines Kunst- und Kreativquartiers. Das Baufeld an der Friedrichstraße sollte in einer Direktvergabe zunächst an die Landau Media GmbH gehen, doch das Land zögerte. Erst als auch die taz Interesse an dem Areal zeigte, wurde es unter den beiden Medienunternehmen aufgeteilt.