Deutsch-Schweizer Spagat

Piet & Wim Eckert
2001 gründeten Piet und Wim Eckert in Zürich das Architekturbüro E2A. Sie arbeiten nicht nur in der Schweiz, sie haben auch Aufträge in Deutschland. Wir haben Piet Eckert beim Rolf-Benz-Symposium „Echtzeit“ getroffen und zu den urbanen Besonderheiten in beiden Ländern befragt.

Interview: Sabine Schneider

BAUMEISTER: Herr Eckert, wie sieht für Sie die ideale Stadt aus?

PIET ECKERT: Wenn sie für alle da ist. Das wird in Zentraleuropa nicht immer eingelöst – weder in der Schweiz noch in Deutschland: Es gibt Konflikte, wem Räume zugesprochen werden, wie sie genutzt werden. Die Wohnungsnot ist zum Beispiel in Zürich extrem akut – da stellt sich die Frage, wer Zugang zur Stadt findet und wer verdrängt wird.

B: Sie kennen Hamburg gut, denn Sie waren von 2009 bis 2011 Gastprofessor an der HafenCity Universität (HCU). Ein Vergleich?

P E: Zürich ist stark geprägt von seinem riesigen Agglomerationsgürtel: Er ist fünfmal größer als die Innenstadt. Das löst große Probleme im Hinblick auf Mobilität und Energieverbrauch aus. In Zürich fehlt, denke ich, der Mut, groß zu denken. Die Stadt sollte immer auch als gemeinsames, veränderbares Projekt verstanden werden: wie man erweitert, weiter entwickelt, mit welcher Geschwindigkeit und wo. Zürich ist attraktiv wie noch nie zuvor: 2009 gab es im Kanton netto knapp 35.000 Zuwanderer – das bedeutet aber gleichzeitig, dass die Stadt, die letztlich der Auslöser dieses Prozesses ist, mit dieser Entwicklung umgehen und Antworten dafür liefern muss.

B: Wo liegt das Problem?

P E: Hamburg hat im Vergleich zu Zürich ein viel größeres Umfeld, es sind 1,7 Millionen statt 380.000 Einwohner. Eine andere Dimension zwar, aber ähnliche Probleme hinsichtlich des Defizits an Wohnbauproduktion: Ich glaube, bis 2020 werden ungefähr 90.000 Wohnungen fehlen.