Erweiterung Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart

1. Preis, ex aequo, eingeladener Architekturwettbewerb, 2010-2011
Ursula Baus

Mehr als 90 Prozent des Bestands der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart lagert im Magazin. Ein Großteil davon soll künftig in einem Erweiterungsbau frei zugängig sein und die Bibliothek aus den 70er Jahren an die neuen Kommunikationstechniken angepasst werden. Die Jury vermochte sich nicht zu entscheiden und empfahl drei Entwürfe zur Überarbeitung.

Eine heikle Angelegenheit: Die Württembergische Landesbibliothek liegt mit einem ausgezeichneten Stammhaus von Horst Linde aus den Jahren 1964–70 an der so genannten Kulturmeile Stuttgarts. Die Bezeichnung „Kulturmeile“ ist ein Witz. Zwar stehen hier Opernhaus, Staatsgalerie, Theater, Haus der Geschichte, Musikhochschule, Stadtbibliothek und andere Kultureinrichtungen, aber die Straße selbst – die B14, die in diesem Abschnitt Konrad-Adenauer-
Straße heißt – ist nichts anderes als eine Stadtautobahn. Seit Jahrzehnten gibt es immer mal wieder Anläufe, aus dieser Autobahn eine Art „Boulevard“ zu machen, indem man den Durchgangsverkehr in einen Tunnel verbannt.

Zuletzt wurden vor zwei Jahren Entwürfe vorgelegt – das Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs (Bauwelt 10.09). Aber weil das Geld knapp ist und viel ins Projekt Stuttgart 21 investiert wird, bleibt die Kulturmeile ein Schlachtfeld aus den Zeiten, als die Stadt vor allem eins sein sollte: autoverkehrsgerecht. Das Desaster führte dazu, dass in den 80er Jahren auf einer höheren Ebene ein Fuß- und Radweg parallel zur Kulturmeile angelegt wurde und die Bauten an der Konrad-Adenauer-Straße darauf Rücksicht zu nehmen hatten. „Hohes Ufer“ wird diese Anordnung genannt, was völlig falsche Assoziationen weckt.

Das gilt auch für das Vorfeld der Württembergischen Landesbibliothek, die nun mit einem Erweiterungsbau um 6500 m² Nutzfläche vergrößert werden soll. Dafür hatte das Land Baden-Württemberg einen nichtoffenen Planungswettbewerb mit 30 Teilnehmern ausgelobt.