Tramsafari im Boomquartier
Der rote Faden durch Zürich West ist das blaue Züri-Tram: die Pfingstweidstrasse entlang bis zum Hardturm und durch die Hardturmstrasse zurück zum Escher-Wyss-Platz. Den Auftakt zur Tramreise durch das transformierte Zürich West macht der Escher-Wyss-Platz, einen Auftakt, der gründlich missraten ist. Schon in den frühen Siebzigerjahren war der Platz ein Verkehrsknoten auf zwei Ebenen. Dennoch war der Platz ein charakterstarker Ort mit Tramstation und mit einem Brunnen aus orangem Polyester. Heute ist die Station in die Limmatstrasse verbannt, ein Gewirr von Tramschienen durchzieht den Raum unter der Brücke, sodass jeder Fussgänger stets fürchten muss, überfahren zu werden. Aus einem schwierigen Ort ist ein Unort geworden.
Vom Platz führt das Tram 4 – ein Grund für das Schienengewirr – mittig unter der Hardbrücke Richtung Schiffbau. Wo früher Autos parkiert waren, spannen nun Betonkonstruktion der Brücke und die Schienenstränge einen eindrücklichen Raum auf. Schön, aber nutzlos, und wer ihn durchquert, muss vorsichtig hinter den Brückenpfeilern hervoräugen, ob da nicht ein Tram im Anzug ist.
Bei der Haltestelle „Schiffbau“ ist Zürich zweigeschossig: Unten hält das Tram, oben auf der Brücke der Bus. Eine elegante Treppe schwingt sich um den Betonzylinder des Liftturms in die Höhe und verbindet die beiden Verkehrsebenen miteinander. Mit der Sanierung haben Boesch Architekten die Brücke und vor allem die Aufgänge, wo die Fussgängerinnen und Fussgänger mit dem langen Bauwerk in Kontakt kommen, sorgfältig neu gestaltet. Gebaut wurde die Brücke für das Provisorium „Westtangente“, und obschon der Hauptverkehr nun anders rollt, verhallten die Rufe „Reisst die Hardbrücke ab!“ wirkungslos. Die Macht der Fakten und des Autos war stärker.