Heinrich-Böll-Stiftung
Zur Einweihung des Stiftungshauses im September kam der Bundespräsident. Er sprach ein – für seine Verhältnisse – geradezu witziges Grußwort. Ihm, der im nächsten Frühjahr für eine zweite Amtszeit kandidieren wird, bereitete es dabei sichtlich Vergnügen, in launigen Worten auf Tuchfühlung mit jenen zu gehen, die ihn gar nicht wählen wollen: das immer noch als „alternativ“ geltende Lager. Die Heinrich-Böll-Stiftung, gegründet 1987, steht der Partei Bündnis 90/Die Grünen nahe, speist sich inhaltlich, teils auch personell aus ihrem Umfeld, ist aber nicht von ihr abhängig. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, sagt der Stiftungsvorstand Ralf Fücks. „Welche neuen Impulse kommen jetzt von dort, wo doch die ‚grünen‘ und die bürgerrechtlichen Themen zum größten Teil politisches Allgemeingut sind?“, fragt der Bundespräsident.
Damit deutete er das Spannungsfeld an, in dem das Gebäude steht: Es hat die Aufgabe, eine Organisation einzuhausen und darzustellen, deren Mitarbeiter sich selbst wohl noch zum unangepassten Teil der Gesellschaft zählen würden, und die zugleich mitten in der Hauptstadt als „alternativer Global Player“ (Fücks) agiert. Derzeit hat die Stiftung 185 hauptamtliche Mitarbeiter, die in sechzig Ländern rund hundert Pro-jekte in den Bereichen Ökologie, Bildung, Menschenrechte und Gleichberechtigung betreuen. Jährlich stehen dazu vierzig Millionen Euro aus Steuermitteln zur Verfügung.
Der Architekt Piet Eckert hielt zur Feierstunde ebenfalls eine Rede. Er erläuterte den damit etwas überfordert wirkenden Gästen das Konzept des Gebäudes. Es beruht auf der Kombination zweier Mies-Ikonen: dem fast schwebenden, sich zur Landschaft öffnenden Farnsworth House und dem wolkenkratzenden Seagram Building. Pointiert ließ sich damit im Wettbewerb das Raumprogramm differenzieren: einerseits Verwaltungsapparat, andererseits öffentlicher Schau- und Veranstaltungsraum (Heft 14.2006).