Obstgarten Stäfa
Der Schulcampus der Gemeinde Stäfa wirkt städtebaulich wie ein Fremdkörper in der Einfamilienhausidylle, die sich auf der Nordseite des Zürichsees den Hang hinauf entwickelt hat. Auf halber Höhe war hier Anfang der siebziger Jahre eine Obstplantage gefällt worden, um zwei Schulhäuser, eine Turnhalle und einen Singsaal zu errichten. Ein Architekturbüro auf der anderen Seite des Sees hatte das Ensemble 1972 errichtet, die Schulhäuser entstanden als Betonbau mit gestaffeltem Grundriss – wie man es damals so machte.
Mittlerweile ist der „Campus Obstgarten“ in die Jahre gekommen. Er steht beispielhaft für das Problem vieler Bauten aus jenen Jahren: Die Substanz ist solide, aber technisch und energetisch von gestern. Das ästhetische Image ist denkbar schlecht, aber ein Abriss kommt wegen der Wertvernichtung kaum in Frage. Mit diesen Überlegungen sanierte ein anderes Büro bereits Anfang der neunziger Jahre die Turnhalle. Für die Sanierung der beiden Schulhäuser und des Singsaals wurde im Jahr 2004 einen Studienauftrag vergeben. Hierbei ging es auch um acht zusätzliche, flexibel nutzbare Gruppen- und Therapieräume, wie sie heute in den Schweizer Schulbaustandards gefordert sind. Die Architekten Wim und Piet Eckert waren der Aufgabe mit der Einschätzung begegnet, dass der Bau eines Klassenraums in der Schweiz heute 500.000 Franken (umgerechnet rund 390.000 Euro) kostet und dass ein vollständiger Neubau die Finanzkraft der Schulgemeinde übersteigen würde. Zugleich stellten sie fest: Die Grundrisse sind gut organisiert, das Tageslicht in den Klassenzimmern stimmt, allein in den Gängen ist es ein wenig dunkel. Das programmatische Defizit der Schule lösten sie in einer überzeugend einfachen Baukastenlogik: Die gestapelten neuen Gruppenräume werden in die Ecken des Bestandsgebäudes „gestellt“. Aus einer negativen Ecke wird so eine positive, die Hüllfläche aber bleibt gleich groß.